In Italiens Kreditgenossenschaften (BCC - Banche di credito cooperativo), darunter auch die Südtiroler Raiffeisenkassen, arbeiten traditionell mehr Männer als Frauen, vor allem in Führungspositionen. Geht es nach dem Verein „iDEE – Associazione delle Donne del Credito Cooperativo“ und dem Arbeitskreis für mehr Frauen in der Führung von Genossenschaften, soll sich das ändern, denn wissenschaftliche Studien belegen schon länger, dass divers besetzte Gremien bessere Entscheidungen treffen.
Seit 2022 zählt der Raiffeisenverband Südtirol zu den Mitgliedern von iDEE, mit Paulina Schwarz im Consiglio direttivo. Am 23. und 24. Jänner kam die Führungsspitze von iDEE erstmals nach Südtirol, um sich mit den Mitgliedern des Arbeitskreises auszutauschen und ihre Arbeit kennen zu lernen. Paulina Schwarz zufolge bringt der Austausch mit den Frauen von iDEE neue Impulse und Anregungen für die Arbeit im Arbeitskreis: „Beide Gremien profitieren von diesem Treffen, denn auch wir haben bereits einiges im Bereich Frauenförderung umgesetzt.“ Sie verwies auf das kürzlich eingeleitete Audit Familie und Beruf – welches es im restlichen Italien nicht gibt - und auf die im vergangenen Herbst erhaltene Zertifizierung für Geschlechtergleichstellung. Letztere ermöglicht dem Verband, das eigene Inklusionsmanagementsystem zu strukturieren und ein gleichberechtigtes Arbeitsumfeld für Frauen und Männer zu fördern. Im Unterschied zu iDEE arbeitet der Arbeitskreis jedoch nicht nur für die Kreditgenossenschaften, sondern entwickelt Initiativen für alle Genossenschaftsbranchen.
Die Präsidentin von iDEE, Teresa Fiordelisi, die Präsidentin der Kreditgenossenschaften der Basilicata (BCC) und Vizepräsidentin der ICCREA BANCA SpA, die zusammen mit Generalsekretärin von iDEE Sara Reggio anreiste, bedankte sich für die Einladung nach Südtirol: „Wir stellen fest, dass es erstaunlich viele Gemeinsamkeiten bei unserer Arbeit gibt.“ Alle Spitzenvertreterinnen zeigten sich überzeugt davon, dass bewusst mehr Zeit und Ressourcen in die Ausbildung von weiblichen Führungskräften investiert werden müsse.
Der zweite Tag führte die Besucherinnen aus Rom in die Raiffeisenkasse Etschtal und in die Kellerei Terlan. Die Direktorin der Raiffeisenkasse Etschtal, Susanne Huber, eine der insgesamt drei weiblichen Führungskräfte bei den Südtiroler Raiffeisenkassen, präsentierte die aktuellen Geschäftszahlen der Raiffeisenkasse und unterstrich, wie wichtig es sei, dass Frauen zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützen. Dem pflichtete Ulrike Gratl bei. Die Verwaltungsrätin der Kellerei Terlan ergänzte im Rahmen der anschließenden Führung durch die Kellerei: „Wir Frauen müssen als Beispiel vorangehen und Vorbilder sein, damit unsere heranwachsenden Kinder sehen, dass Frauen in Führungspositionen selbstverständlich sind.“
Das Ziel des Treffens sich besser kennen zu lernen und sich auszutauschen ist nach Abschluss des Besuchs erreicht. An einer geschlechtergerechten Verteilung der Führungskompetenzen wird weitergearbeitet.