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Netzwerk-Plattform noch weiter ausbauen

Es werden zwar jährlich etwas mehr, trotzdem sind Frauen in den Genossenschaftsgremien noch viel zu wenig vertreten. Dem möchte der Arbeitskreis „Frauen in der Führung von Genossenschaften“ entgegentreten.

An erster Stelle stehen deshalb die Bewusstseinsbildung und Motivationsarbeit. Dem diente auch das vierte Netzwerktreffen des Arbeitskreises „Frauen in der Führung von Genossenschaften“ Anfang Dezember in der Raffeiner Orchideenwelt in Gargazon.
Zu der Veranstaltung unter dem Motto „Frauen bewegen“ waren rund 70 Mandatarinnen aus den verschiedenen Mitgliedsgenossenschaften wie Raiffeisenkassen, Obst-, Kellerei- Sozial- und sonstige Genossenschaften gekommen.

„Wir möchten Frauen vermehrt dazu bewegen, sich für die Wahl in die Genossenschaftsgremien zur Verfügung zu stellen“, sagte Raiffeisenverband-Generaldirektor Paul Gasser zur Eröffnung der Tagung. „Unser Arbeitskreis ist eine Netzwerk-Plattform, um Erfahrungen auszutauschen, für die Problematik zu sensibilisieren, Frauen zu motivieren und Aktivitäten vor Ort zu unterstützen“, sagte Paulina Schwarz, Vorsitzende des im Jahr 2015 als beratendes Organ im Raiffeisenverband gegründeten Arbeitskreises.

Noch Luft nach oben

Paulina Schwarz, Vorsitzende des Arbeitskreises „Frauen in der Führung von Genossenschaften" betonte, dass es noch viel zu tun gibt: „Wir sind heute auf einem guten Weg, aber es besteht noch reichlich Luft nach oben“. In den 366 Raiffeisen-Genossenschaften gibt es aktuell an die 400 Frauen, die sich in einem Verwaltungsrat, Aufsichtsrat oder Kontrollausschuss engagieren.

Am besten sieht es dabei in den Sozialgenossenschaften aus, wo die Gremien fast zur Hälfte mit Frauen belegt sind. Bei den Raiffeisenkassen stellen die Frauen über die Hälfte der Kunden und ein Drittel der Mitglieder, aber derzeit etwa nur 14 Prozent der Mandatare. Allerdings konnte der Anteil seit Gründung des Arbeitskreises bereits um einige Prozent erhöht werden. In den Kellerei-, Obst- und Molkereigenossenschaften gibt es derzeit insgesamt nur knapp 20 Mandatarinnen. „Hier besteht dringend Handlungsbedarf“, sagte Schwarz. Als ermutigend bezeichnete Schwarz die Tatsache, dass in der Landwirtschaft vermehrt auch Frauen in der Hofführung tätig werden und die Zahl der Hofbesitzerinnen steigt. Dadurch steigen auch die Voraussetzungen und das Engagement für eine Mitarbeit in den Gremien.

Zusammenarbeit mit bäuerlichen Organisationen

Um die Zahl der Frauen in den Gremien der Genossenschaften weiter zu erhöhen, strebt der Raiffeisenverband auch eine Zusammenarbeit mit den bäuerlichen Organisationen wie der Bäuerinnenorganisation und der Bauernjugend an. Landesbäuerin Antonia Egger unterstrich am Rande der Tagung, dass Frauen vermehrt in den Genossenschaftsgremien mitreden sollten. Die Bäuerinnenorganisation werde versuchen, die Problematik in den Ortsgruppen und Bezirken vermehrt anzusprechen und noch mehr Motivationsarbeit zu machen. Frauen sollten sich die Aufgabe als Mandatarin in einer Genossenschaft auch zutrauen und die Chance dazu ergreifen, meinte Egger.

Evelyn Palla: Zauberwort Networking

Die Chancen zu ergreifen, die sich Frauen in der Arbeitswelt bieten – dazu ermutigte Evelyn Palla. Die 46-jährige Boznerin ist seit März 2019 Vorstandsmitglied der Deutschen Bahn Fernverkehr AG in Frankfurt. In der Konzerntochter der Deutschen Bahn für den Schienenpersonenfernverkehr ist die junge Managerin für die Finanzen und den Einkauf verantwortlich. Unter dem Motto „Mein Weg ins Führungsteam der DB Fernverkehr“ schilderte Palla ihre Karriere, die über zahlreiche Firmen wie beispielsweise den Siemens-Konzern, den Energieversorger E.On und die Österreichischen Bundesbahnen ÖBB führte. Nie hätte Palla gedacht, bei der Eisenbahn Karriere zu machen, heute findet die einzige Frau im Vorstand der DB Fernverkehr die Bahn moderner denn je.

Führen wollte Evelyn Palla schon immer; Führung und Verantwortung übernehmen habe sie schon in ihrem engsten Familienumfeld gelernt. Führungskräfte müssten sich auf das Wesentliche konzentrieren und imstande sein, Aufgaben zu delegieren. „Man muss die eigene Karriereentwicklung fest im Blick haben und immer offen sein für neue Herausforderungen“, sagte Palla. Das Zauberwort dazu heißt Netzwerkbildung. „Hier können Frauen vom Networking der Männer noch viel Lernen“. Allerdings müssten Frauen neben ihrer beruflichen Karriere meistens auch das Familienleben organisieren.

Die Bedeutung der Familie hob die dreifache Mutter auch für Karrierefrauen besonders hervor. „Meine Familie ist meine Kraftquelle, die mir Glück und Zufriedenheit gibt“, sagte Palla. Daher sollten Führungskräfte immer noch genügend Zeit für die Familie haben. Die Mandatarinnen der Mitgliedsgenossenschaften forderte Palla auf, verstärkt als Motivatorinnen zu wirken und dafür zu werben, dass Frauen verstärkt an sich selbst glauben, für ihre Fähigkeiten werben und sich konkrete Ziele für ihre Karriereentwicklung setzen.

Lizzi Flarer: Komfortzone verlassen

Um die Karriere voranzubringen, brauche es auch Mut, die eigene Komfortzone zu verlassen, betonte Lizzi Elisabeth Flarer, selbstständige Business- und Managementcoach und Trainerin, die als Auditorin auch Unternehmen für das Audit „familieundberuf“ begleitet. Leider finden auch Frauen immer wieder Ausreden, die eigenen Ziele nicht zu verfolgen und die Komfortzone nicht zu verlassen. Das führe häufig zu Mutlosigkeit und zu einem Leben im Sinne von Sicherheit ohne Veränderung. Wer sich weiterentwickeln will, müsse von der Komfortzone raus in die Lernzone. „Wachstum gibt es nur durch Veränderung“, sagte Flarer. Je länger man Dinge nicht verändert, die man verändern möchte, desto schwieriger werde es. Auch wüssten viele Frauen, was sie nicht wollen, aber nicht, was genau sie eigentlich in ihrem Leben erreichen möchten. Auch Flarer richtete einen Appell an die Frauen, mehr an sich, die eigenen Fähigkeiten und den eigenen Mut zu glauben.

Die Frauenveranstaltung, die mit einer Führung durch die Raffeiner Orchideenwelt begonnen hatte, wurde mit einem gemeinsamen Aperitif abgeschlossen. Dabei hatten die Teilnehmerinnen Gelegenheit, darüber diskutierten, wie sich das gemeinsame Netzwerk erweitern lässt, um noch mehr Frauen für die Mitarbeit in den Gremien in den Genossenschaften zu begeistern und zu gewinnen.

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