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Korrespondentin Daniela Prugger beim diesjährigen Raiffeisen Presseempfang

Am 20. März lud der Raiffeisenverband Südtirol Medienschaffende aus Südtirol zum traditionellen Presseempfang nach Bozen ins Glashaus des Park-Hotels Laurin. Die diesjährige Referentin, Daniela Prugger, 33-jährige Ukraine-Korrespondentin aus Olang, bot den über 30 geladenen Medienvertreter*innen einen sehr persönlichen Einblick in ihre Arbeit.

„Zum Raiffeisen Presseempfang lädt der Raiffeisenverband Südtirol stets interessante Persönlichkeiten mit besonderen Botschaften oder Zeitzeugen aktueller Ereignisse nach Bozen, um sie einem interessierten Fachpublikum näherzubringen und gleichzeitig den Austausch abseits der gewohnten Arbeitsroutine zu fördern“, so Verbandsobmann Herbert Von Leon bei seiner Begrüßung.

Bei der inzwischen 10. Ausgabe stand ein besonders aktuelles Thema im Mittelpunkt: „Zwei Jahre nach der russischen Invasion - Ukraine quo vadis?“. Als freie Korrespondentin für österreichische, Schweizer und Südtiroler Medien, berichtetDaniela Prugger über die landesweiten Kämpfe und die humanitäre Lage im Kriegsgebiet.

Die Lage in der Ukraine sei schwierig, betonte die 33-Jährige, die 2023 für ihre Arbeit die „Auszeichnung für hervorragenden Journalismus im Gedenken an Claus Gatterer“ erhalten hatte: „Die internationale mediale Aufmerksamkeit hat inzwischen abgenommen und schon länger zeichnet sich ein langer und brutaler Abnutzungskrieg ab. Als Frau in einem Kriegsgebiet zu arbeiten sei für sie normal, auch wenn es für alle gefährlich sei, unterscheiden doch Raketen bei den Luftangriffen nicht nach Geschlecht.

Prugger veranschaulichte Schicksale von Familien und alten Menschen im Kriegsgebiet und bot den anwesenden Medienvertreter*innen einen sehr persönlichen und berührenden Einblick in ihre Arbeit als Korrespondentin: „Journalistinnen haben einen anderen Blick auf die Gesellschaft und die Probleme, wie Diskriminierung innerhalb der Armee, Gleichberechtigung, Gleichbehandlung oder auch die Folgen des Krieges, die viele Frauen tragen müssen. Es kämpfen hauptsächlich Männer an der Front, und wenn traumatisierte Veteranen irgendwann wieder in ihre Heimatorte zurückkommen, dann betrifft das immer auch die Familien. Leider ist es in Kriegsgebieten immer so, dass es auch lange nach dem Krieg vermehrt zu häuslicher Gewalt kommt und Missbrauch von Alkohol und anderen Substanzen dazugehören. Deswegen empfinde ich es als wichtig, nicht nur die militärische Lage im Blick zu halten.“

Nach dem - von Vicky Rabensteiner moderierten - Vortrag beantwortete Daniela Prugger Fragen aus dem Publikum und bedankte sich bei Robert Zampieri, Generaldirektor des Raiffeisenverbandes Südtirol, für die erhaltene Spende. Robert Zampieri betonte: "Als Zeichen der Solidarität möchten wir die Vereinigung "Future for Ukraine‘ unterstützen, eine Stiftung, die in Absprache mit Daniela Prugger ausgewählt wurde.“ Die Vereinigung "Future for Ukraine" in Polen wurde 2022 von ukrainischen Frauen gründet, die vor dem Krieg nach Warschau geflohen sind. Die Stiftung unterstützt Menschen, denen kriegsbedingt einzelne Gliedmaßen fehlen.

Musikalisch umrahmt wurde der Abend durch einen transkulturellen Klangteppich aus Südtiroler, ukrainischer und Weltmusik von DJ Raffaele Virgadaula.

Zur Person:

Daniela Prugger studierte an der Universität Wien Publizistik und Kommunikationswissenschaften und absolvierte im Anschluss eine einjährige Ausbildung an der Zeitenspiegel Reportageschule in Reutlingen. Im Jahr 2021 erhielt sie das „Marion Gräfin Dönhoff Journalistenstipendium“ und arbeitete im Zuge dessen zwei Monate als Gastredakteurin bei „CivilNet“ in der armenischen Hauptstadt Jerewan. 2023 erhielt sie dann auch für ihre Arbeit die "Auszeichnung für hervorragenden Journalismus im Gedenken an Claus Gatterer." 

Sie begleitete Minentrupps bei Isjum, Ärztinnen in einem beschädigten Krankenhaus in der Ortschaft Solotschiw nordöstlich der Stadt Charkiw, unweit der Grenze zu Russland, sowie geflüchtete Familien in Dörfern bei Bachmut, als die Stadt noch unter ukrainischer Kontrolle stand. Im Juni 2023 wurde der Kachowka-Damm im Süden der Ukraine zerstört. Eine Woche darauf berichtete Prugger aus den von der Flut betroffenen Gebiete in den Regionen Mykolajiw und Cherson, die sich unmittelbar an der Front befinden, immer im Auftrag verschiedener internationaler Medienhäuser.