Raiffeisenverband
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Von der Digitalen Hausbank bis Fit & Proper

Wie sich die Raiffeisenkassen entwickeln, was der neue „Fit & Proper“-Lehrgang ist und die neue Digitalstrategie „Mission 2025“: darüber informierten sich Mandatarinnen und Mandatare der Raiffeisenkassen bei den Fortbildungsabenden in den Bezirken.

Verbandsobmann Herbert Von Leon hieß in Bozen, Lana, Latsch und Bruneck über 250 Mandatarinnen und Mandatare der Raiffeisenkassen willkommen. Der Raiffeisenverband veranstaltet die Fortbildungsabende seit 2015. Sie dienen neben der fachlichen Qualifizierung der direkten Information und dem gegenseitigen Austausch. 
Präsident Hanspeter Felder von der Raiffeisen Landesbank informierte über aktuelle Entwicklungen der RLB, die stetig wächst, zusätzliche Mitarbeitende benötigt und die Nähe zu den Raiffeisenkassen mit weiteren Dienstleistungen verstärken möchte.

Stabil und gut aufgestellt

Paul Gasser, Generaldirektor des Raiffeisenverbandes, erläuterte die Entwicklung der 39 Raiffeisenkassen und der RLB in einem Wirtschaftsumfeld mit steigenden Zinsen und verstärkter Liquiditätsnachfrage. Die Halbjahresbilanz zum 30. Juni weist wachsende Einlagen und Ausleihungen auf. Das zeigt, dass das Mitglieder- und Kundenvertrauen groß ist und trotz Krisensituation weiter investiert wird. Auch die Rentabilität und der Nettoüberschuss (Raiffeisenkassen 70,6 Mio. Euro, RLB 6,5 Mio. Euro zum 30. Juni) zeigen eine gute Entwicklung. Gasser verwies auf Stabilitätsfaktoren wie Eigenmittelausstattung in Höhe von 2,35 Mrd. Euro, harte Kernkapitalquote mit knapp 23 Prozent (Italien 14,6% Europa 15,2%) und Rückstellungen im IPS-Sicherungsfonds von knapp 27 Mio. Euro, die eventuellen Krisenfällen in den Raiffeisenkassen dienen. Alles in allem zeigen sich die Raiffeisenkassen gut aufgestellt und können trotz schwieriger Zeiten zuversichtlich in die Zukunft blicken. 

Fit & Proper für Mandatar*innen

Christian Tanner, Vizedirektor des Raiffeisenverbandes, stellte den neuen Lehrgang Fit & Proper in Kreditgenossenschaften vor. Der wurde notwendig, nachdem vor einiger Zeit die Voraussetzungen für die Exponenten der Banken verschärft wurden. Dabei ist es für Südtirol bekanntlich über ein Regionalgesetz gelungen, die Reglung an die lokalen Gegebenheiten teilweise anzupassen. Allerdings braucht es ein zusätzliches Schulungsprogramm, um die Sachkenntnis und Professionalität der Mandatarinnen und Mandatare sicherzustellen. Dabei muss der Lehrgang Fit & Proper innerhalb eines Jahres nach der Wahl absolviert werden. In den sechs Kursmodulen geht es vor allem um die Besonderheiten der Genossenschaftsbanken, um Bankbetriebswirtschaft sowie um Kernthemen wie Kreditgeschäft und Risikobeurteilung. Der Kurs wird mit der Freien Universität Bozen durchgeführt, umfasst 50 Ausbildungsstunden und schließt mit der Zertifizierung „Fit & Proper“ ab.

„Digitale Hausbank“ für Mitglieder und Kunden

Breiten Raum boten die Informationsabende der neuen Digitalstrategie „Mission 2025“. Diese wurde von den Raiffeisenkassen mit den Partnern im Raiffeisen IPS Verbund erarbeitet. Sie bildet eine Säule, mit der die Raiffeisenkassen zukunftsfähig bleiben und ihre lokale Marktführerschaft behaupten wollen. Dabei sollen die Kundenprozesse noch stärker auf die digitale Schiene umgelegt werden. Auch wenn für die Raiffeisenkassen als lokale Genossenschaftsbanken die Geschäftsstelle vor Ort weiterhin der vorrangige Kontaktpunkt bleibt, wird die digitale Geschäftsstelle enorm wichtig, denn immer mehr Bankgeschäfte werden online erledigt. 

Kunde sucht sich seinen Kanal

Die Pandemie hat bewirkt, dass die Schaltertransaktionen heute nur mehr ein Drittel, die Onlinetransaktionen aber bereits zwei Drittel ausmachen. Ein starker Trend, denn die Bankkundinnen und Kunden entscheiden, wie sie ihre Bankgeschäfte erledigen. Sie suchen sich den passendsten Kanal für ihre Bankgeschäfte – ob Filiale, App, Internet. Die entsprechenden Kanäle müssen bereitgestellt und mit dem bestmöglichen Angebot an Produkten und Dienstleistungen erweitert werden. Bereits heute bietet die Raiffeisen-App den Mitgliedern und Kunden*innen viel genutzte Möglichkeiten der Online-Bankgeschäfte. Im Rahmen der neuen Digitalstrategie soll dies noch stark ausgebaut werden. 

Die Genossenschaftsbank im Netz

Ziel ist eine „Digitale Hausbank“, die bestmögliche Beratung und bestmöglichen Service über alle physischen und digitalen Kanäle bietet. Dabei erledigen die Kunden ihre Bankgeschäfte über den Kanal ihrer Wahl und können immer mehr Services autonom nutzen. Die Digitale Hausbank bildet eine Genossenschaftsbank im Netz ab und soll nahezu alles ermöglichen wie in der Geschäftsstelle vor Ort. Es geht um einfache, effiziente und anwendungsfreundliche Möglichkeiten, wie die Mitglieder und Kunden ihre Bankgeschäfte, Produkte und Dienstleistungen abschließen und nutzen. Dabei spielt die umfangreiche Nutzung von Daten und Informationen eine wichtige Rolle. Zudem bedeutet die massive Verlagerung ins Digitale einen großen Veränderungsprozess. Dieser geht mit einem bedeutenden Kulturwandel einher, für alle Beteiligten – von den Mitarbeitenden, Führungskräften, den gewählten Mandatarinnen und Mandataren bis eben zu den Mitgliedern und Kunden – Neuerungen und Veränderungen bedeutet.

Erläutert wurden die diversen Aspekte der neuen Digitalstrategie bei den Fortbildungsabenden von Simon Ladurner von der Raiffeisen Landesbank (Teilstrategien), Astrid Schweiggl vom Raiffeisenverband (strategische Ausrichtung), Gabriel Klement von der Raiffeisen Information Service KonsGmbH (operative Umsetzung), Christian Tanner vom Raiffeisenverband (Change-Management) und mehreren Vertreter*innen der Raiffeisenkassen (Perspektive der Raiffeisenkassen). 

Moderiert wurden die Informationsabende für Mandatarinnen und Mandatare von Andreas Mair am Tinkhof, Leiter des Bereichs Schutz & Förderung des Genossenschaftswesens im Raiffeisenverband.