Einen so kompakten Basislehrgang speziell für Sozialgenossenschaften hat es in Südtirol noch nie gegeben: In sechs Modulen, an 4,5 Tagen (in Präsenz und online) vermittelten das Team des Raiffeisenverbandes Südtirol den Vertreterinnen und Vertretern von Sozialgenossenschaften einen umfassenden Einblick in Aufbau, Funktion und Prozesse einer Genossenschaft. Veranschaulicht wurden außerdem grundlegende Kenntnisse in Betriebswirtschaft, Unternehmensführung und Kommunikation.
Der am 15. November 2022 gestartete Lehrgang endete am 8. Februar in Bruneck mit der Übergabe der Zertifikate, durch Gloria Dolliana, Mitgliederbetreuerin RVS, Kathrin Gschleier, Kompetenzzentrum für Sozialgenossenschaften und Alexander Watschinger, Bereich Aus- und Weiterbildung. Der Vizedirektor des Raiffeisenverbandes, Christian Tanner, zeigte sich angesichts des erfolgreich abgeschlossenen Lehrgangs zufrieden: „Das große Interesse der Sozialgenossenschaften freut uns. Wir sind stolz, dass die Beteiligten den Basislehrgang absolviert haben. Und natürlich freuen wir uns auch, wenn sie das Gelernte nun im eigenen Betrieb in die Praxis umsetzten.“ Kathrin Gschleier, Kompetenzzentrum für Sozialgenossenschaften im Verband, hob zum Abschluss hervor: „Soziales und Wirtschaft profitieren voneinander. Je eher das von allen Unternehmen in der Praxis gelebt wird, desto besser.“
Sozialunternehmen auch als Wirtschaftsfaktor sichtbar machen
Der Wunsch nach Professionalisierung kam von Seiten der Sozialgenossenschaften. Zeitgleich hatte auch eine unter den Sozialgenossenschaften im Raiffeisenverband durchgeführte Umfrage ergeben, dass soziales Engagement nicht immer mit betriebswirtschaftlichem und unternehmerischem Denken, oder Kenntnissen in Unternehmensführung und Kommunikation einhergehen. Für das Kompetenzzentrum für Sozialgenossenschaften war dies Anlass genug, um für sie diesen Basislehrgang zu organisieren. Dem Organisationsteam war von Anfang an der praktische Bezug der Inhalte wichtig. Aus diesem Grund wurden auch die Fachleute aus dem Raiffeisenverband Südtirol als Vortragende verpflichtet.
Im letzten Modul stand zudem der Besuch von zwei Sozialgenossenschaften in Bruneck auf dem Programm: Sozialgenossenschaften „VergißmeinNicht“ und „Weltladen Twigg“. Sigrid Regensberger, Geschäftsführerin der Sozialgenossenschaften „VergißmeinNicht“, berichtete bei der Führung durch den Betrieb von ihren Erfahrungen: „Bei uns arbeiten sechs Grenzgänger*innen. Aber nicht immer sind sie voll leistungsfähig. Wir als Genossenschaft vollführen hier eine Gradwanderung zwischen den besonderen Bedürfnissen dieser Menschen und den wirtschaftlichen Herausforderungen der Genossenschaft.“ Hans Schwingshackl, Präsident derSozialgenossenschaft Weltladen Twigga, sprach im Weltladen für gerechten und solidarischen Handel ebenfalls aus seinem beruflichen Alltag. Für ihn sei es unumgänglich, dass Sozialunternehmen auch als Wirtschaftsfaktor sichtbarer werden müssen.
Bei der Abschlussveranstaltung im Forum der Raiffeisenkasse Bruneck am Nachmittag waren sich alle Beteiligten einig, dass sie vom sozialen Lernen, den Fragen und Praxisberichten der anderen profitieren und vom Netzwerk, das inzwischen unter den Absolventen entstanden ist: „Der direkte Austausch mit anderen Genossenschaften aus dem sozialen Bereich ist wichtig und überaus bereichernd“, unterstrich eine Teilnehmerin. Auf die Frage, was sie denn gelernt habe, meinte sie weiter: „Ich habe nun einen guten Überblick über das Genossenschaftswesen. Dieser Basislehrgang hat mir sämtliche Grundlagen gut vermittelt.“
Auf allgemeinem Wunsch hin, plant das Kompetenzzentrum für Soziales für Herbst bereits einen Aufbaulehrgang zur Vertiefung des im Basislehrgang Gelernten.