Obst
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„Mehrwert für die Bauern schaffen“

VOG Products zielt darauf ab, die Wertschöpfung rund um den Apfel zu erhöhen. Wie das Obstverarbeitungs-Unternehmen das macht und welche Schritte jetzt anstehen, erklärt Obmann Johannes Runggaldier im Interview.

Mit rund 100 Millionen Umsatz pro Jahr, rund 200 Mitarbeitern, einer Exportquote von über 90% zählt VOG Products zu den 50 größten Unternehmen Südtirols. Was genau hat VOG Products so groß gemacht?

Johannes Runggaldier: VOG Products ist durch den Zusammenschluss von 18 Obstgenossenschaften und vier Erzeugerorganisationen zu dem geworden, was es heute ist. Wir verarbeiten an Spitzentagen 4.000 Tonnen Obst pro Tag – im Jahr sind es im Durchschnitt rund 300.000 Tonnen. Die strategische Bedeutung des Unternehmens wird weiter zunehmen, weil trotz insgesamt sinkender Mengen in der Obstwirtschaft große Mengen an Obst anfallen, die am Frischmarkt nicht absetzbar sind – und die wir weiterverarbeiten bzw. veredeln.

VOG Products ist als Verarbeitungsbetrieb der Südtiroler Obstgenossenschaften 1967 geboren. Was ist heute – 54 Jahre später – das Ziel?

Das Ziel ist in unserer Satzung verankert und hat sich im Zeitraum der 54 Jahre nicht verändert: Wir wollen Mehrwert für unsere Bauern schaffen, die uns die Rohware liefern, die für den Tafelmarkt nicht geeignet ist. Bei unseren Investitionen, zum Beispiel beim Bau des neuen Schälwerkes, hatten wir das stets im Blick: nämlich den Apfel zu hochwertigen Produkten zu veredeln. In diesem Sinn wollen wir das Geschäftsfeld erweitern, weil wir mit jedem Verarbeitungsschritt, den wir selbst machen, einen Mehrwert erzeugen können. So haben wir uns vom Konzentrat- zum Safthersteller und weiter zum Püree-Hersteller entwickelt bzw. von einem Verwertungsbetrieb zu einem Veredelungsbetrieb. In unserer Anfangsphase hatten wir vier handgezählte Kunden – heute sind es über 500 auf der ganzen Welt. 

Das Unternehmen gehört den Erzeugerorganisationen und Obstgenossenschaften, deren Eigentümer wiederum rund 13.500 Apfelbauer-Familien aus Südtirol und dem Trentino sind. Wie sehen Sie den Auftrag dieser Eigentümer?

Im Prinzip gilt die oben beschriebene Zielsetzung: Aus der Ware, die für die Veredelung bestimmt ist, wollen wir den maximalen Nutzen ziehen, um im Interesse unserer Eigentümer den größtmöglichen Gewinn zu generieren, der in Form des Auszahlungspreises weitergegeben wird. Darin unterscheiden wir uns stark von einem privaten Unternehmen, denn die Wertschöpfung für den Bauern steht absolut im Vordergrund.

Das Unternehmen setzt alles daran, die höchste Wertschöpfung aus dem Apfel herauszuholen. Wie soll das in den nächsten Jahren umgesetzt werden?

In den letzten Jahren haben wir eine immer höhere Wertschöpfung erreicht, indem wir z.B. die bestehende Püree-Linie potenziert haben oder indem wir in das Schälwerk investiert haben, wo wir heute die höchste Wertschöpfung erzielen. In Zukunft wollen wir uns im Business-to-Business-Bereich (B2B) noch stärker spezialisieren und von unseren Mitbewerbern abheben, indem wir nicht nur Kundenwünsche erfüllen, sondern auch Spezialprodukte anbieten und aktiv nach Lösungen für die Lebensmittelindustrie suchen. 

Bereits jetzt umfasst das Betriebsgelände in Leifers 8 Hektar… wie wird sich das Unternehmen in technischer Hinsicht entwickeln, wie wird es wachsen?

Wir arbeiten nach einem Masterplan - das ist ein dynamisches Instrument, das laufend an die Marktgegebenheiten angepasst wird. Wir sind damit in der Lage, Investitionen am richtigen und logischen Ort zu bauen. Als nächsten Schritt erweitern wir unsere Lagerkapazität. Wir bauen derzeit ein neues Steriltank-Lager mit sechs Tanks mit einer Kapazität von 3,8 Mio. Liter – vor allem deshalb, weil die wir Püree-Produktion stark gesteigert und die Presskapazität für unsere Direktsäfte erhöht haben. Diese Lager ermöglichen es uns, im Jahresverlauf höhere Preise zu erzielen, weil wir so nicht wegen voller Lager unter Verkaufsdruck stehen. Wir rechnen damit, das neue Lager bereits im Herbst mit der neuen Ernte in Betrieb zu nehmen. Als nächstes planen wir eine neue Tankzugverladung und die Umsiedelung unseres Labors sowie den Ausbau der Abteilung Forschung und Entwicklung.

In den letzten drei Jahren hat das Unternehmen zwischen 33 und 60 Millionen Euro an die Mitglieds-Genossenschaften ausgezahlt. Welche Überlegungen stehen hinter dieser Auszahlungssumme und wie wird sie sich Ihrer Einschätzung nach entwickeln?

Die Auszahlungspreise werden sich weiter nach oben entwickeln. Allerdings kann man den Auszahlungspreis nicht an einem Jahr festnageln, weil Mengen und Verkaufserlöse variieren. Wir haben z.B. im Geschäftsjahr 2019/2020 knapp 40.000 Waggon Obst verarbeitet; im laufenden Geschäftsjahr werden es etwa 30.000 Waggon sein.  Wir werden die Auszahlungspreise für das laufende Geschäftsjahr Ende August mitteilen. Langfristig sind steigende Auszahlungspreise unser Ziel – und diese sind in unserer Strategie der steigenden Wertschöpfung begründet: Die Neuausrichtung des Geschäftsmodells ähnelt jedoch nicht einem 100 Meter-Sprint, sondern vielmehr einem Marathonlauf, denn wir müssen Märkte und Kunden langfristig aufbauen. Diese Investitionen machen sich langfristig bezahlt. 

Nachhaltigkeit ist in aller Munde – wie nachhaltig ist VOG Products heute aufgestellt?

Im Prinzip ist VOG Products bereits jetzt sehr nachhaltig aufgestellt. Es gibt kaum einen Betrieb, der 100 Prozent seiner Rohware verarbeitet – bzw. bis nichts mehr übrigbleibt. Selbst die Trester werden in einer Biogasanlage verwertet. Ich bin davon überzeugt, dass wir sehr nachhaltig arbeiten– wobei wir uns jedoch absolut bewusst sind, dass wir zum Beispiel durch die vielen Transporte hohe CO2-Emissionen verursachen. Wir unternehmen viele Anstrengungen, um uns in Sachen Nachhaltigkeit weiter zu verbessern, so haben wir zum Beispiel in Fotovoltaik und in ein Blockheizkraftwerk investiert, um einen Teil des Stroms kostengünstig, umweltschonend und selbst zu produzieren.

Sie sind seit 2018 Obmann und ein sehr aktiver Präsident des Verwaltungsrates. Was treibt Sie persönlich an?

Ich bin selber Bauer und habe seit jeher eine große Passion für die Obstwirtschaft und für die Obstverarbeitung im Speziellen; in der Vergangenheit habe ich viele Jahre einen Schälbetrieb geleitet. Was mich bei VOG Products antreibt, ist das Gefühl, etwas zu bewegen und einen Beitrag zur Steigerung der Wertschöpfung für unsere Mitgliedsbetriebe und letztlich für unsere Bäuerinnen und Bauern zu leisten. 

Interview: JP