Lehrgang Fit & Proper für Raiffeisenkassen ebnet Weg in Gremien

Seit der italienische Gesetzgeber die Zugangsvoraussetzung für die Arbeit in Gremien von Banken verschärft hat, gelten für Leitungsorgane der Raiffeisenkassen strenge Zugangsvoraussetzungen. Der Lehrgang Fit&Proper bietet nachträglich die Qualifikation für Mandatarinnen und Mandatare, denen diese Voraussetzungen fehlen.

Der Lehrgang Fit&Proper in Kreditgenossenschaften, den der Raiffeisenverband Südtirol in Zusammenarbeit mit der Freien Universität Bozen organisiert hat, ist die Antwort auf die verschärften Zugangsvoraussetzungen für all jene, die in den Gremien von Raiffeisenkassen mitarbeiten. Bisher konnten - unter Einhaltung bestimmter Voraussetzungen - jene Mitglieder in den Gremien der Raiffeisenkassen arbeiten, sofern sie gewählt wurden. Das geht jetzt nicht mehr. Neu gewählte Mandatarinnen und Mandatare müssen, laut neuem Gesetz bestimmte berufliche Voraussetzungen erfüllen – oder eine nachträgliche Qualifikation verpflichtend nachweisen.

Der Grund liegt im Ministerialdekret Nr. 169/2020. Darin hatte der italienische Staat die Zugangsvoraussetzungen für Mandatarinnen und Mandatare von Banken neu definiert und deutlich angehoben: Neben Ehrbarkeit und Redlichkeit ging es dabei auch um Berufserfahrung, Kompetenz und Professionalität sowie um die Unabhängigkeit und zeitliche Verfügbarkeit der Leitungsorgane. Wer beispielsweise die Fächer Recht, Wirtschaft oder andere für Banktätigkeit relevante Fächer unterrichtete, hat nach wie vor die Voraussetzung in einem Gremium der Raiffeisenkasse mitzuarbeiten. Auch öffentliche Bedienstete, welche z.B. im Bereich Finanzen tätig sind, brauchen keine weiteren Ausbildungen. Personen mit geringerer wirtschaftlich-rechtlicher Erfahrung hingegen müssen sich eine entsprechende Zusatzqualifikation aneignen - und die bietet der Lehrgang Fit & Proper.

Es ist der ersten Lehrgang dieser Art mit universitärem Charakter. Geplant und konzipiert vom Fachbereich Aus- und Weiterbildung im Raiffeisenverband startete er vergangenen 11. November. In sechs Modulen auf 10 Seminartage und 50 Stunden aufgeteilt durchliefen die Teilnehmenden eine umfassende, praxisorientierte Ausbildung. Inhaltliche Schwerpunkte: Makroökonomie, Bankbetriebswirtschaft, andere bankspezifische Themen und das Modell Genossenschaft. 

Die Lerninhalte waren auf die lokalen Gegebenheiten zugeschnitten und entsprachen den neuen Vorgaben für das Kriterium „Professionalität der Exponenten der Genossenschaftsbanken“. Das 13-köpfige Referententeam aus dem RIPS- Verbund und der Uni Bozen unterrichteten online oder im Hotel Laurin in Bozen in Präsenz.

Am 10. Februar 2023 fand im Hotel Bad Schörgau in Sarnthein das Abschlusshearing statt. Die 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 19 Raiffeisenkassen erhielten die Zertifizierung. Gleichzeitig sicherten sie sich auch die Voraussetzung in den Gremien der Raiffeisenkassen mitzuarbeiten.