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Genossenschaft Osiris: „Gehen unseren Weg weiter“

Die Obstgenossenschaft Osiris wurde am 15. Juni 1988 in Burgstall gegründet, um Landwirtschaft nach anthroposophischen Grundsätzen zu betreiben. Diese Art der Landwirtschaft geht auf den Anthroposoph Rudolf Steiner zurück. Was das in der Praxis bedeutet erklärt der Obmann der Genossenschaft Hubert Dezini.

Worin unterscheidet sich die Anbauweise ihrer Mitglieder von anderen biologisch arbeitenden Landwirten?

Hubert Dezini: Bei unserer Arbeit geht es um den gesamten Kreislauf und nicht nur um ein Produkt, das nicht belastet ist. Im biologisch-dynamischen Bereich ist Platz für Hecken, Teiche und für all das, was Rudolf Steiner 1924 in seinem landwirtschaftlichen Kurs beschrieben hat. Wir sprechen von Kräften und Kräftewirkungen und weniger von Mitteln und Einsatz. Es geht um die Idee des Betriebsorganismus als geschlossenen Kreislauf, wo der Bauer in seinem Betrieb auch Rinder und Schafe hält, um den Kreislauf der Kompostwirtschaft zu schließen. Die meisten von unseren Mitgliedern versuchen das umzusetzen. Hinzu kommt der soziale Aspekt: in unserer Genossenschaft Osiris arbeiten Menschen mit Beeinträchtigung, die ihren Fähigkeiten entsprechend im Produktionsablauf integriert sind. Auch verarbeitete Produkte wie Apfelmus lassen wir über eine Sozialgenossenschaft produzieren.

Seit ihrer Gründung 1988 stellt die Genossenschaft Osiris Produkte laut Kriterien der Marke Demeter her, warum?

Hubert Dezini: Das Demeter Logo steht für biodynamischen Anbau mit strengen Kriterien und großer Konsequenz in der Mittelwahl und in der Umsetzung. Wir haben diesen Weg bewusst eingeschlagen, weil wir sicher sind, dass es ein guter Weg ist und werden den Weg weitergehen.

Wie setzen Sie Ihre Produkte ab?

Hubert Dezini: Im Vergleich zu anderen landwirtschaftlichen Betrieben verwalten und vermarkten wir uns bis heute unabhängig und eigenständig. Das ist uns wichtig, auch um Verwechslung zu vermeiden. Das geerntete Obst der Mitglieder wie Äpfel, Birnen und Kiwi, Beeren (Schwarzbeeren, Erdbeeren, Ribes, Himbeeren, Brombeeren) oder Gemüse wie Kartoffeln aus dem Pustertal werden sortiert, verpackt und verschickt oder im Detailhandel am Sitz der Genossenschaft verkauft. Aus dem angelieferten Obst stellen wir außerdem Apfelmus, Apfel- und seit heuer auch Birnensaft sowie Reinigungsprodukte auf Apfelbasis und Honig her – ebenfalls in Demeterqualität. Der Detailhandel ist jedoch nur ein kleiner Teil der Vermarktung. Der größte Teil der Ware geht mittlerweile an Lebensmittelketten. Als wir vor 35 fast 40 Jahre angefangen haben, durfte man unsere Produkte gar nicht an eine Kette liefern und jetzt geht alles fast nur mehr über Ketten. Das hat sich verändert.

Wie geht es der Genossenschaft derzeit?

Hubert Dezini: Wir rechnen mit einem Durchschnittsjahr, nichts Aufregendes. Durch die Coronakrise gab es viele Schwierigkeiten auch in der Vermarktung. Es gab beispielsweise Aufträge, die kurzfristig storniert wurden und bereits vorbereitete Ware musste wieder zurückgepackt werden. Es war alles ein wenig chaotisch. Wir haben das Möglichste getan, versucht die Kundenwünsche bestmöglich zu berücksichtigen und weiter zu machen. Aber es war keine einfache Situation.

Wie sehen Sie die weitere Entwicklung?

Hubert Dezini: Wenn die Coronakrise abflaut, kann ich mir vorstellen, dass es gut weitergeht. Derzeit haben wir, bis auf eine kleine Menge, die gesamte Ernte verkauft. Im Vorjahr, zur Zeit der Hamsterkäufe, am Anfang des ersten Lockdowns war es genau umgekehrt. Da war die Nachfrage so stark, dass nicht einmal nach der Apfelsorte gefragt wurde, wir konnten einfach abpacken. Jetzt geht es trotzdem, man muss nur gut planen und versuchen auf der Ausgabenseite vorsichtiger zu sein. Der Absatz der zahlreichen verarbeiteten Produkte wie Apfelsaft, Apfelsaftkonzentrat oder die Reiniger stützt uns, denn der läuft immer gut.

Welche künftigen Projekte stehen an?

Wir haben vor drei Jahren in der Toskana Grund für Obstbau angekauft, einen Obstbaubetrieb, der drei Jahre lang aufgelassen, also verwildert, war. Diesen richten wir gerade her. Dafür braucht es viel Einsatz und Geld, bis sich das rentiert, aber wir sind auf dem Weg. Für uns ist es wichtig, uns zu öffnen, rauszugehen und einen Schritt weiter zu machen.

Wie viele Mitglieder zählt Ihre Genossenschaft?

Hubert Dezini: Derzeit haben wir 27 Mitglieder. Es gibt weitere neue Interessenten. Den großen Zulauf wie bei anderen Mitbewerbern spüren wir nicht. Das liegt daran, dass wir die Zusammenarbeit mit konventionellen Strukturen von vorneherein ausschließen. Unsere Mitglieder produzieren ausschließlich nach Demeter Kriterien und dürfen auch nicht gleichzeitig Mitglied einer anderen Obstgenossenschaft sein. Von der Zweigleisigkeit halte ich nichts. Dieser Weg mag zwar der schwierigere sein, aber es ist der konsequentere und garantiert unsere Unabhängigkeit.

Ein weiteres Hemmnis für manche Interessenten ist, dass wir im Vergleich zu anderen Mitbewerbern eine kleine Struktur sind. Viele fühlen sich in einer größeren Struktur wohler und besser aufgehoben. Allerdings sind alle die zu uns kommen wirklich überzeugt. Und das ist ein großer Vorteil, weil wir ja Dinge zusammen gestalten. Größere Entscheidungen, werden einstimmig getroffen und der Vorteil ist, dass es danach keine Diskussionen mehr gibt. Wenn alle dafür sind, geht die Umsetzung leichter.

Was sagen Sie Bauern, die Angst vor einem Umstieg zum Bio-Anbau haben?

Hubert Dezini: Wenn man den Boden gut vorbereitet, ist die Angst vor einer Umstellung unbegründet. Das Gleichgewicht kommt. In der Regel braucht eine Umstellung rund 2 bis 3 Jahre. Das hängt davon ab wieviel und was davor gedüngt und gespritzt wurde. Vor 35 Jahren war die Umstellung schwieriger. Mittlerweile gibt es auch pflanzliche Mittel mit guter Wirkung. Und mit diesen kommt man im Großen und Ganzen durch. Außerdem unterstützen wir neue Mitglieder sehr, tauschen uns aus und geben unsere Erfahrung weiter.

Für die Marke Demeter zu produzieren, ist jedoch etwas Besonderes. Die biologisch-dynamische Anbauweise setzt voraus - und das ist das größte Problem für viele - dass man sich selbst ändern muss. Es genügt nicht nur den Grund umzustellen. Es geht darum das materialistische Denkmuster zu ändern. Das ist das größte Hemmnis für viele.

Hat Corona ein Umdenken bewirkt?

Hubert Dezini: Schwierig zu sagen, was Einzelne merken. Zeichen gibt es jetzt schon mehr als genug, damit jemand sagen könnte, jetzt reicht es, ich möchte einen anderen Weg ausprobieren. Der Biobereich ist schon ein Weg in diese Richtung. Das ist gut, wenn ein Bauer konsequent biologischen Anbau betreibt, geht er ja einen ähnlichen Weg. Und letztlich entscheidet der Konsument was im Regal steht. Er ist sich dessen oft nicht bewusst, aber im Grunde ist es so.